Ausstellung 4
Curtis Lee Fairley
8.2.25 – 19.4.25
Zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, den 7. Februar 2025 von 18 – 21 Uhr laden wir Sie herzlich ein.
Curtis Lee Fairley wird 1927 geboren, wahrscheinlich in Birmingham (Alabama), wo er seine Kindheit und Jugend verbringt. 1945 tritt er in die US-Marine ein und wird dort bis 1966 auf elf unterschiedlichen Kriegsschiffen eingesetzt werden. Die längste Zeit seines Militärdienstes verbringt er auf dem U-Boot-Begleitschiff USS Gilmore, wo er von 1950 bis 1957 stationiert ist. Während dieser Zeit haben Afroamerikaner bei der Navy nur sehr begrenzte Aufstiegschancen. Meist werden sie für die Versorgung der Mannschaft eingesetzt und nehmen nicht aktiv an Kampfhandlungen teil. Fairley ist als Koch für den Kantinendienst zuständig und versorgt zeitweise bis zu 1100 Personen. Nach rund 20 Jahren verlässt Fairley 1966 den aktiven Dienst und verpflichtet sich weitere zehn Jahre als Reservist.
In den 80er-Jahren lebt er in einem Männerwohnheim in New York im East Village. Tagsüber ist er auf der Straße und zeichnet. Sein Zeichenpapier sucht er sich aus Mülleimern und Containern zusammen. Die Motorhauben und Windschutzscheiben der parkenden Autos dienen ihm als Unterlage.
This is no art – these are just my memories.
Fairleys Zeichnungen sind autobiografisch und erzählen von seiner Zeit bei der Marine. Sie zeigen die Orte, die er besuchte, die Meere, die er sah oder die Kriegsschiffe, auf denen er diente. Es sind sachliche Skizzen, oft mit Notizen versehen. So stellt Fairley auch die Mahlzeiten, die er der Crew servierte, bildnerisch dar, in Werken wie Gefüllte Tomaten (ca. 1987) oder Gebackener Blaufisch (ca. 1987). Mit festem, klarem Strich und kurzen Beschreibungen teilt der Künstler seine Erfahrungen mit den Betrachtenden. Im Kontrast zu diesen nüchternen Darstellungen stehen die Zeichnungen, die Kriegshandlungen zeigen: Der Abschuss einer Rakete in Missile Firing 1 (ca. 1987) und Missile Firing 2 (ca. 1987) ist mit einer solchen zeichnerischen Wucht dargestellt, dass der Lärm beinahe hörbar scheint. Die schraffierten Linien, mit denen Fairley der Intensität des Szenarios Ausdruck verleiht, durchstoßen die sorgfältigen Konturen der Bildfläche und überziehen diese mit Rauch.
Während der Entstehungszeit der Werke um 1987 findet in New York City die erste Begegnung zwischen Fairley und George Lawrence statt. Lawrence, der zwischen 1987 und 1989 ebenfalls im East Village arbeitet, sucht Fairley immer wieder auf. Ihre Gespräche kreisen um die Arbeiten Fairleys ebenso wie um die geteilte Herkunft aus Birmingham. Lawrence erwirbt über die Zeit einige Arbeiten und beginnt Jahre später eine systematische Recherche zu Fairley. Es ist diesen Forschungen zu verdanken, dass Fairleys außergewöhnliches Werk heute zusammenhängend und im Kontext seiner Biografie betrachtet werden kann. Fairley stirbt 2021 mit 93 Jahren in Washington, D.C.
In der Ausstellung zeigen wir sechs Arbeiten aus der Sammlung Zander, die wir mit weiteren Zeichnungen aus der Sammlung von George Lawrence ergänzen. Wir danken George Lawrence für die gute Zusammenarbeit.
Sammlung Zander gGmbH
Jülicher Str. 24a
50674 Köln
Große Kooperation zur Kunst der Autodidakt:innen und Outsider Art in Köln. Kunst- und Museumsbibliothek und ZADIK erhalten bedeutende Schenkungen der Sammlung Zander
1997 erhielt Charlotte Zander als erste Frau den ART COLOGNE-Preis für ihr beeindruckendes Engagement für die „Naive Kunst“. 28 Jahre später werden in einem Dreiklang die Dokumentation und Forschung rund um die Kunst der Autodidakt:innen und die Outsider Art in Köln nachhaltig verankert: Im Herbst letzten Jahres hat die gemeinnützige Sammlung Zander einen Ausstellungsraum in Köln eröffnet, in dem regelmäßig Ausstellungen mit Werken aus der Sammlung stattfinden. Susanne Zander spendet nun die international einzigartige Spezialbibliothek zum Themenfeld der Sammlung Zander der Kunst- und Museumsbibliothek Köln (KMB), diese ist ab sofort dort für Recherchierende nutzbar. Das Archiv von Charlotte Zander als Sammlerin, Galeristin und Museumsgründerin schenkt sie dem ZADIK, wo es für die Forschung erschlossen wird. Geplant ist eine Themenausstellung des ZADIK für das Jahr 2025.
Nadine Oberste-Hetbleck, ZADIK-Direktorin, freut sich: „Mit dem umfangreichen Archivbestand zur Arbeit von Charlotte Zander besitzt das ZADIK nun einen hochkarätigen Quellenfundus, der Einblicke seit Beginn ihrer Sammlungsaktivitäten in den 1950er Jahren gibt. Da sie ihre persönliche Leidenschaft auch zum Beruf machte und als Galeristin sowie später als Museumsgründerin in Erscheinung trat, können wir anhand des Archivs auch Informationen zu den internationalen Netzwerken des Handels und der Museen zur ‚Naiven Kunst‘ erhalten.“
Susanne Zander, Geschäftsführerin der Sammlung Zander, ist überzeugt, dass durch die Schenkungen neue Möglichkeiten für die Forschung und Sichtbarkeit der Kunst der Autodidakt:innen und Outsider Art geschaffen wurden: „Es ist ein Ziel unserer Arbeit mit der Sammlung Zander, die akademische Auseinandersetzung mit dieser Kunst zu ermöglichen und zu fördern. Wir wollen Köln als zentralen Standort für diese Forschung etablieren. Die Schenkung, die auch meine persönliche umfangreiche Bibliothek zur sogenannten Outsider Art umfasst, ist ein Schritt dahin. Wir entwickeln außerdem mit der Sammlung neue Projekte, die unsere Ausstellungen diskursiv und wissenschaftlich erweitern und verhandeln.“
Elke Purpus, Direktorin der KMB, lädt alle Interessierten zur Recherche ein: „Wir konnten bereits 2.449 Publikationen in unserem Online-Katalog erfassen – die Arbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Wir freuen uns auf zahlreiche Nutzer:innen der Bibliothek Zander.“
Das Modell, Archiv und zugehörige Spezialbibliothek in Köln zu verankern, haben das ZADIK und die KMB bereits in mehreren Fällen erprobt und sehen dies als zukunftsweisendes Konzept: „Ein kurzer Weg liegt nur zwischen den beiden Institutionen, der Forscher:innen bestmögliche Zugänge zu zusammenhängenden Beständen ermöglicht: Das möchten wir weiter ausbauen.“