Naive Realism | From Rousseau to Grandma Moses
im Museum MORE, Gorssel
25.3. – 25.6.23
André Bauchant | Camille Bombois | Emile Branchard | Pedro Cervántez | Adolf Dietrich | Miep Dehé | Jean Ève | Victor Joseph Gatto | Morris Hirshfield | Sipke Houtman | Thorvald Arnst Hoyer | Josephine Joy | John Kane | Lawrence Lebduska | Séraphine Louis | Sal Meijer | Grandma Moses | Nikifor | Dominique Peyronnet | Horace Pippin | Henri Rousseau | René Rimbert | Aloys Sauter | Abraham Smalt | Adalbert Trillhaase |Louis Vivin
Unbefangen, fantasievoll und ergreifend schlicht. So lässt sich die unwiderstehliche Anziehungskraft des naiven Realismus beschreiben. Allerdings verbirgt sich unter dieser scheinbar elementaren Oberfläche ein reiches künstlerisches Spektrum. Und ihre ungeschulten Macher standen an der Wiege der modernen Kunst. Museum MORE bringt 80 Gemälde namhafter, aber auch unbekannter naiver Realisten aus den Vereinigten Staaten und Europa zusammen. Eine einzigartige transatlantische Begegnung eigensinniger Kunstwerke und mitreißender Lebensgeschichten. Inspiriert von der bahnbrechenden Schau Masters of Popular Painting vom New Yorker Museum of Modern Art, zeigt Museum MORE 85 Jahre später viele damalige Kunstschaffende erneut vereint. Mit künstlerischen Höhepunkten von Autodidakten wie Henri Rousseau, Camille Bombois, Séraphine Louis, Nikifor, Grandma Moses, John Kane, Horace Pippin und Morris Hirshfield.
Aus der Sammlung Zander sind in der Ausstellung Werke von André Bauchant, Adolf Dietrich, Morris Hirshfield, John Kane, Aloys Sauter und Séraphine Louis zu sehen.
Museum MORE
Hoofdstraat 28
7213 CW Gorssel
GAME OF NO GAMES
Anleitung zu beschwingtem Gehen
Symposium 11.2.23
Symposium
Game of No Games
Anleitung zu beschwingtem Gehen
Überlegungen zum Umgang mit dem Begriff „Outsider Art“
Samstag, 11.2.23, 10:30 – 16:30 Uhr, Kölnischer Kunstverein
mit Lisa Arndt, Nikola Dietrich, Andreas Fischer, Amelie Gappa, Charlotte Laubard, Kito Nedo, Nadine Oberste-Hetbleck, Susanne Pfeffer, Falk Wolf, Susanne Zander
Mit dem Symposium soll der Frage nachgegangen werden, ob es heute eine Notwendigkeit für Kategorisierungen durch Begriffe wie Outsider Art gibt. Ist eine Definition überhaupt möglich, oder ist der Begriff eher Willkür und orientiert er sich nicht vielmehr auch an gesellschaftlichen Normvorstellungen als am künstlerischen Werk?
Das Symposium ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung Game of No Games im Kölnischen Kunstverein, die historische und zeitgenössische Werke von Künstler:innen zeigt, die in der Geschichte der Kunst kaum Beachtung fanden und deren Teilnahme an der Gesellschaft und im Kunstbetrieb, beispielsweise durch Vormundschaft, Entzug des Wahlrechts oder Diskriminierung eingeschränkt wurde und noch immer wird.
Das Symposium wird vom Kölnischen Kunstverein in Zusammenarbeit mit dem ZADIK | Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung, Universität zu Köln veranstaltet.
Ort: Kölnischer Kunstverein, Hahnenstrasse 6, 50667 Köln
DIE MALER DES HEILIGEN HERZENS
in den Museen Böttcherstraße, Bremen
3.12.22 – 12.3.23
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Museum Frieder Burda, Baden-Baden, den Museen Böttcherstraße, Bremen und der Sammlung Zander.
Katalog zur Ausstellung:
Die Maler des Heiligen Herzens I The Painters of the Sacred Heart
André Bauchant, Camille Bombois, Séraphine Louis, Henri Rousseau, Louis Vivin
Texte: Udo Kittelmann, Frank Schmidt, Henrike Hans, Annabel Ruckdeschel
Hatje Cantz Verlag, 2022
GAME OF NO GAMES
Anleitung zu beschwingtem Gehen
13.11.22 – 5.3.23
Adelhyd van Bender | Klaus Beyer | Lee Godie| Helga Sophia Goetze | Margarethe Held | Dietrich Orth | Albert Leo Peil | Rabe perplexum | William Scott | Wendy Vainity | August Walla
Kuratiert von Nikola Dietrich und Susanne Zander
Eröffnung: Samstag, 12.11.22, 19 Uhr
Die Ausstellung zeigt historische und zeitgenössische Werke von Künstler:innen, die in der Geschichte der Kunst kaum Beachtung fanden und deren Teilnahme an der Gesellschaft und im Kunstbetrieb, beispielsweise durch Vormundschaft, Entzug des Wahlrechts oder Diskriminierung eingeschränkt wurde und noch immer wird. Damit geht einher, dass meist keine stabile institutionelle Verankerung oder größere (Kunst-) Netzwerke und Supportsysteme verfügbar sind. Gängige Kategorisierungen, wie Outsider Art oder Art Brut, mit der parallelen Hervorhebung ihrer angeblichen Unterscheidungsmerkmale, die bislang häufig als Narrative von spontan vs. geplant, angeboren vs. erlernt, naiv vs. anspruchsvoll, oder etwa primitiv vs. modern gelesen werden, sind heute als überholt anzusehen und kritisch zu hinterfragen. Die Ausstellung möchte daher auch ein anderes Verständnis hinsichtlich etablierter Denkweisen der Kunstwelt und eine selbstverständlichere Ausstellungspraxis beziehungsweise Repräsentation bezüglich künstlerischer Praktiken erreichen.
Die im Kölnischen Kunstverein gezeigten Künstler:innen tauchen in ihren Werken in selbstentfremdende Rollenspiele ab, in denen sie andere Identitäten annehmen und eine Verwandlung – bis hin zur Tierwerdung – stattfindet. „Ich bin ein verdammter Jäger, aber ich weiß, dass es Unfrieden macht. … Ich muss es [das Unruhige] überdecken, damit ich weiter in der Gesellschaft überhaupt existieren kann“, sagte die Künstlerin Rabe perplexum (in „Experimente, Der unbekannte Künstler“, 1987), die in ihren Werken und Leben die Rolle eines Raben annimmt.
Es geht nicht darum, die hier vorgestellten Künstler:innen mit ihrer künstlerischen Praxis als gesellschaftlich ausgegrenzt zu positionieren, als Künstler:innen die hinter scheinbarer Weltabgewandtheit verdrängte Realitäten ausbreiten oder unterdrückte Sehnsüchte entfalten, viel mehr zeigt die Ausstellung, wie sie ganz bewusst mit ihren Abhängigkeiten arbeiten. So entwarf beispielsweise Adelhyd van Bender ein großes und vielschichtiges Werk, das die Welt in mathematische Formeln zerlegt und – durch Assoziationsketten mit biografischen Angaben verschränkend – eine neue Ordnung bildet. Als Vorlage für seine mehrfach kopierten und überarbeiteten Zeichnungen verwendete er häufig an ihn gerichtete Briefe von Ämtern, die von seinem steten Kampf gegen die Verlängerung seiner Vormundschaft zeugten.
Häufig positionieren sich diese Künstler:innen inmitten der Gesellschaft, genau in die Kunst-Unorte und Zwischenräume hinein, in der eine größere Öffentlichkeit vorzufinden ist, um sich zu ihr zu verhalten und mit einer ihnen jeweils eigenen Selbstverständlichkeit Kritik an ihr zu üben. Indem die Künstler:innen gesellschaftliche Konventionen, Normen und dominierende Traditionen verlassen und Gesellschafts- beziehungsweise Geschlechterinszenierungen unterminiert werden, stoßen sie häufig auf Unverständnis. So auch die Künstlerin Helga Goetze, die in den 70er Jahren aus einem konventionellen Lebensentwurf ausbrach und später vor der Gedächtniskirche in Berlin fast täglich freie Liebe, Sex und weibliche Lust propagierte.
Das radikale Potenzial der hier zusammengekommenen Werke liegt darin, uneingelöste politisch-soziale Versprechen einzufordern und, wie beispielsweise Dietrich Orth in einem der Ausstellung titelgebendem Werk anklingen lässt, Anleitungen und Vorschläge zu einem besseren, gerechteren Umgang miteinander zu geben. Aus ihnen wird eine tiefe, in die Zukunft weisende Sehnsucht erkennbar, die auch als Kritik an der Gegenwart verstanden werden kann.
Die Maler des Heiligen Herzens im Museum Frieder Burda
16.7. – 20.11.22
André Bauchant | Camille Bombois | Séraphine Louis | Henri Rousseau | Louis Vivin
Die fünf gezeigten Künstler*innen sind mit Ausnahme von Henri Rousseau, der schon früh mächtige Fürsprecher fand, in ihrem komplexen Wirken noch eher unbekannt. Sie wurden über die Jahrzehnte hinweg als „naive“ Künstler*innen, als Künstler*innen eines aufkommenden modernen Primitivismus und zuletzt als sogenannte Outsider bezeichnet. Die aktuelle Ausstellung stellt jetzt ihr Schaffen in einen neuen Kontext: den einer frühzeitigen Moderne-Kritik.
Sie basiert vor allem auf ausgewählten Werken aus der Sammlung von Charlotte Zander, die überaus souverän eine Kunst jenseits des systematisierten Kanons sammelte. Zum ersten Mal überhaupt wird nun eine so umfangreiche Ausstellung mit Werken dieser bedeutenden und oft unterschätzten Künstler*innen, den „Malern des Heiligen Herzens“, gezeigt.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit den Museen Böttcherstraße in Bremen, wo sie im Anschluss vom 3. Dezember 2022 bis 12. März 2023 gezeigt wird.
Begleitend erscheint der Katalog:
Die Maler des Heiligen Herzens / The Painters of the Sacred Heart
André Bauchant, Camille Bombois, Séraphine Louis, Henri Rousseau, Louis Vivin
Texte: Udo Kittelmann, Frank Schmidt, Henrike Hans, Annabel Ruckdeschel
Hatje Cantz Verlag, 2022